Vila Nova de Gaia: Ein Tag in Portos romantischstem Viertel
Aufwachen mit Postkarten-Ausblick
Wer auf der anderen Seite des Flusses Douro aufwacht, den begrüßen schon morgens die Postkartenmotive Portos. Was kann schöner sein, als mit einem Ausblick auf die Stadt und den Fluss aufzuwachen? Auf dem Wasser schaukeln kleine Rabelo-Holzboote, in denen früher Fässer voller Portwein transportiert wurde. Weiß-graue Möwen schweben über dem Wasser. Auf der anderen Flussseite liegt die Uferpromenade von Porto. Hinter den bunt gekachelten Häusern am Hafen erheben sich majestä-tisch die Kathedrale und der Bischofspalast aus dem Gassengewirr der hügeligen Altstadt.
Der Blick schweift weiter und bleibt an der gewaltigen Ponte Dom Luís I. hängen. Die fast 60 Meter hohe Brücke aus dem Jahr 1886 verbindet Porto mit Vila Nova de Gaia. Fast alle Sehenswürdigkeiten sehen wir auf einen Blick – in unserem Hotel sogar vom Bett aus. Schwer zu toppen! Direkt an der Uferpromenade schläft und frühstückt man hier im „House of Sandeman“ über einer der ältesten Portwein-Kellereien überhaupt: Schon 1790 wurde die Bodega gegründet. Die Altstadt von Porto mag mehr Sehenswürdigkeiten haben. Doch Vila Nova de Gaia kann es in Sachen Romantik und Atmosphäre ganz ohne Probleme mit der Innenstadt aufnehmen. Einheimische nennen das Stadtviertel der Portwein-Kellereien übrigens kurz und knapp Gaia.
Frühstück am Strand und Radeln mit Meerblick
Auf das Hotelfrühstück verzichten wir an diesem Morgen. Wir wollen lieber an einem der zahlreichen Strände von Vila Nova de Gaia frühstücken. Also leihen wir uns zwei Hollandräder und radeln gemütlich direkt am Flussufer entlang Richtung Ozean. Bis zur Flussmündung des Douro sind es gerade einmal vier Kilometer. Dann liegt plötzlich der wilde Atlantik vor uns. Die Strandbar Ar d'Mar ist der perfekte Ort für ein Frühstück. Die frische Meeresbrise weht uns um die Ohren, während wir uns einen portugiesischen Kaffee schmecken lassen – und natürlich Pastéis de Nata, Portugals typische Vanilletörtchen.
Nach dem Frühstück geht es wieder auf die Räder. Nach ein paar Kilometern erreichen wir unser nächstes Ziel – die Praia do Senhor da Pedra mit ihrer einzigartigen kleinen Kirche. Die Kapelle thront auf einem alleinstehenden Felsen des schier endlos langen Sandstrands. Die Wellen klatschen gegen den Fels. Eincremen, sonnen, baden, entspannen. Nach ein paar erholsamen Stunden treten wir am frühen Abend den Rückweg an.
Frischer Fisch, duftende Marktstände, schaukelnde Holzboote
Zeit für ein Abendessen. Der Rückweg führt in der Nähe der Flussmündung wieder an der kleinen, zu Gaia gehörenden Fischersiedlung namens São Pedro da Afurada vorbei. Hier ist Gaia vielleicht noch am ursprünglichsten. Ein echter Geheimtipp! Frisch gewaschene Wäsche flattert vor den mit bunten Kacheln verzierten Häusern im Wind. Vor den Restaurants brutzeln frische Sardinen auf dem Grill. Der Duft ist unwiderstehlich, unsere Mägen knurren. Wir setzen uns an einen freien Tisch der Taberna do São Pedro auf die Terrasse. An den Tischen um uns herum wird viel gelacht und laut geredet. Vor allem Portugiesen kommen hierher. Die Kellnerin bringt Oliven, Brot, Salat und einen gut gekühlten Vinho Verde. Neben Portwein ist der grün schimmernde Weißwein der bekannteste Wein Portugals. Die frischen Sardinen und die Flasche Wein schmecken in dieser Atmosphäre noch besser, als gedacht.
Gänsehaut-Momente: Fado-Konzert und Sonnenuntergänge
Die Räder lassen wir erst einmal stehen und spazieren durch das Viertel. Die kleinen Gassen führen vorbei an alten Kapellen, riesigen Street-Art-Hasen im 3D-Format und unzähligen Portwein-Kellereien. In der 1859 gegründeten Kellerei Bodega Calém stapeln sich tausende uralte Weinfässer im Keller. Und zufällig findet auch gerade ein Fado-Konzert statt. Die Sängerin stimmt mit rauchiger Stimme Liebeslieder zwischen den Portwein-Fässern an – ein Erlebnis mit absolutem Gänsehaut-Garant. Als wir die den Weinkeller verlassen, dämmert es bereits.
Gleich hinter der Bodega führt eine enge Kopfsteinpflaster-Straße hinauf zum Kloster Mosteiro da Serra do Pilar. Hier oben gibt es den vielleicht romantischsten Sonnenuntergang Portos. Übrigens: Das ehemalige Kloster aus dem 16. Jahrhundert ist landesweit bekannt. Hier ließ der berühmte portugiesische Schriftsteller Camilo Castelo Branco im 19. Jahrhundert seinen Roman „Das Verhängnis der Liebe“ spielen –eine portugiesische Variante von Romeo und Julia. Wir machen uns auf den Weg zu unseren Rädern, schwingen uns auf die Sättel und fahren Richtung Bett, wo uns am nächsten Morgen wieder der traumhafte Postkarten-Ausblick erwartet.
Mein Fazit: Vila Nova de Gaia auf der anderen Flussseite in Porto lädt zu einem Kurzurlaub innerhalb des Städtetrips ein. Das Viertel Gaia hat es uns mit seiner authentischen Stimmung, seiner Meeresnähe und seinen kulinarischen Geheimtipps angetan.