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Von Zürich zum Bäckerfrühstück mit Blick auf den Rhein

Zürich ist zwar schön, aber ab und zu tut es gut, etwas Landluft zu schnuppern. Also steige ich am Samstagmorgen um 9 Uhr in die S-Bahn am Zürcher Hauptbahnhof, und erreiche 30 Minuten später den Bahnhof Eglisau im Norden des Kantons Zürich. Das Dorf ist vom Weinbau geprägt und verspricht Entspannung pur. Gemütlich spaziere ich die schöne Allee hinunter und überquere die imposante Rheinbrücke, die gerade ihren 100sten Geburtstag gefeiert hat. Ich halte mich auf der rechten Seite der Brücke, denn von hier aus bietet sich der beste Blick auf die einmalige Altstadt von Eglisau: dicht an dicht reihen sich wunderschöne Fachwerkhäuser aus dem Mittelalter aneinander, direkt am Rheinufer. Am Ende der Rheinbrücke biege ich rechts ins Dorf ein und gehe bis zur Untergass. Hier an der Ecke liegt schon meine erste Station: die traditionelle Bäckerei-Konditorei „Zum Nachtwächter“, zu erkennen an der Wandmalerei auf der Fassade des Hauses. Hier genieße ich auf der Sonnenterrasse mit Blick auf die Umgebung ein Bäckerfrühstück mit Cappuccino, hausgemachtem Zopf und frischen Gipfeli, der Schweizer Variante des Croissants.

Ein Fachwerkhaus am Rheinufer in Eglisau. Quelle: mauritius images / Alamy / Antonio Violi, mauritius images / Alamy / Anton

Besuch beim Gault-Millau-prämierten Jungwinzer 

Gestärkt vom leckeren Frühstück gehe ich jetzt links die Steigstraße hinauf. Nach rund 200 Metern sehe ich schon das Schild eines Weinguts: „Mathias Bechtel Weine“. Hier möchte ich herausfinden, ob der Gault-Millau recht hatte – Jungwinzer Bechtel wurde vor Kurzem zum „Rookie of the Year“ erkoren. Er gilt also als vielversprechende Nachwuchshoffnung. Der Winzer Mathias Bechtel, der unter anderem auf dem örtlichen Weingut Pirchau ausgebildet wurde, empfängt mich herzlich in seinem gemütlichen Weinkeller. Sein Enthusiasmus ist ansteckend, also probiere ich nicht nur seine hervorragenden Weißweine Rivaner, Chardonnay und den Sauvignon Blanc von 2018. Besonders gut sind auch seine beeindruckenden Rosés, sein prämiertes Rotwein-Flaggschiff „Bechtus“ und seinen Erdbeerschaumwein von 2015. Ich kann nur sagen: Gault Millau hat mehr als Recht! Die öffentlichen Wein-Tastings des Winzers mit Verkauf finden jeden Samstag von 10-14 Uhr statt. 

Entdecke das Schweizer Winzerdorf Eglisau beim Ausflug ab Zürich.

Schifffahrt zum Ausflugspunkt Tössegg

Sehr beschwingt spaziere ich nun durch die Altstadt zum Rhein hinunter. Dort besteige ich gegen 12:30 Uhr ein Kursschiff, das mich rheinaufwärts zur Tössegg bringt – ein sehr beliebter Ausflugspunkt und besonders naturnaher Ort in der Region. Denn an dieser Rheinbiegung fließt die Töss in den Rhein, an der Mündung nisten viele Vögel und oberhalb der Schiffshaltestelle thront das wunderbare und traditionelle Restaurant Tössegg. Hier esse ich ein zartes Zanderfilet zu Mittag und genieße dazu ein Glas Sauvignon Blanc, den ich zuvor schon beim Winzer Bechtel probieren durfte.

Eine Reihe herbstlicher Weinstöcke mit gelben Blättern. Quelle: Alamy / Antonio Violi, mauritius images / Alamy / Antonio Violi, mauritius images / Alamy / Anton

Nach dem Mittagessen schlendere ich hinunter zum Fähranleger. Ich läute die große Glocke und nach ein paar Minuten wirft auf der anderen Rheinseite ein großer Weidling - ein typisches, längliches Rheinboot - seinen Motor an. Der Weidling nähert sich und sieben Wanderer und ich lassen uns auf die andere Rheinseite bringen. Dort steige ich die steile Böschung hinauf und folge dann den gelben Wegweisern, die den Wanderern in der Schweiz den Weg zeigen. Über blühende Wiesen und durch schattige Wälder führt mich die Route langsam wieder meinem Ausgangspunkt entgegen. Wieder im Dorf angekommen, schlendere ich durch zauberhafte Zeilen von renovierten Fachwerkhäusern und sehe in der Nähe ein Badehäuschen liegen. Ich packe mein Handtuch aus, ziehe mich in den kleinen Holzkabinen um und springe in den kühlen Fluss. Herrlich! Ich lasse mich von der Strömung treiben und bei der Kirche, die direkt am Ufer liegt, steige ich wieder aus dem Wasser. Hier verbringe ich den Rest des Nachmittags auf der Badewiese und beobachte die Enten und Schwäne.

Ein Holzhaus am Rheinufer in Eglisau. Quelle: mauritius images / Alamy / Antonio Violi, mauritius images / Alamy / Anton

Tagesausklang bei Flammkuchen und Wein

Als mir dann doch irgendwann der Magen knurrt, muss ich nicht weit gehen: Ein paar Schritte neben der Eglisauer „Badi“, wie das Flussbad liebevoll genannt wird, befindet sich das ausgezeichnete Restaurant „Hirschen Eglisau“. Dieses ist seit seiner Renovierung vor einigen Jahren auch ein exquisites Romantik-Hotel, in welchem schon Johann Wolfgang von Goethe logierte. Dementsprechend attraktiv ist auch das gastronomische Angebot: Im ersten Stock verwöhnen ebenfalls Gault-Millau-prämierte Köche die anspruchsvollen Hotel- und Dinner-Gäste. Im ebenerdigen Bistro, welches auch über einen lauschigen Garten verfügt, gibt es leichte Flammkuchen zum moderaten Preis. Mit einem perlenden Rivaner von Winzer Bechtel beschließe ich diesen absolut perfekten Tag, bevor es wieder zurück nach Zürich geht.

Zwei Sorten Flammkuchen auf einem Holzbrett. Quelle: mauritius images / foodcollection, mauritius images / foodcollectio

Mein Fazit: Das Kontrastprogramm zum Trubel in Zürich hat mich wirklich entspannt und begeistert – es wird sicher nicht mein einziger Ausflug in die Gemeinde Eglisau bleiben! Outdoor und Genuss verbinden sich hier perfekt.

Nina Müller

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